Ausflug mit den Schneiderinnen (8. Mai 2024)
P E R S P E K T I V E N W E C H S E L
Im April unternahmen wir einen Ausflug mit den Näherinnen. Wir schlängelten uns aus dem Slum durch das Verkehrschaos zum Nairobi Conference Tower. Die gleiche Stadt, zwei Welten. Wir kreuzten Anzugträger auf dem roten Teppich und fuhren mit dem Aufzug in den 27. Stock. Für uns etwas Alltägliches, für die Näherinnen war es zum Teil das erste Mal in einem Lift. So waren sie überwältigt vom Gefühl in die Höhe getragen zu werden. Auf der Aussichtsplattform sahen sie zum ersten Mal ihre Stadt von oben und staunten über die Wolkenkratzer.
Im Uhuru-Park genossen wir die Natur und die Idylle. Obwohl der Eintritt frei war, war es für die meisten Frauen das erste Mal dort. Das wäre doch ein idealer und kostengünstiger Familienausflug, dachten wir. Die Menschen im Slum kennen keine Freizeitkultur. Nach der Arbeit ins Fitnesscenter zu gehen, erscheint ihnen absurd. Für sie dreht sich alles ums Überleben, und die Vorstellung, einfach mal am Sonntag ins Blaue zu fahren und das Leben zu geniessen, ist ihnen fremd.
Im Java, einem internationalen Restaurant, genossen wir ein spätes Mittagessen. Die Frauen waren glücklich, als sie auch etwas für ihre Kinder zu Hause bestellen durften. Die Reste wurden sorgfältig eingepackt.
Solche Tage stärken den Zusammenhalt und die Gemeinschaft der Frauen und lassen sie für einen Moment die Herausforderungen des Alltags vergessen.